Kategorie: Über das Ich

  • Einfach nur fahren

    Einfach nur fahren

    Heute morgen war die Luft so mild,
    die Muskeln beweglich
    und der Geist klar.

    Ich war eins mit dem Rad.
    Da dachte ich mir,
    was wäre, was würde passieren,
    wenn ich einfach weiterführe,
    immer weiter, nicht anhalten,
    nicht für die Arbeit, nicht für die Pflichten,
    nicht für Geld und nicht für Dich.

    Einfach fahren,
    bis ans Ende der Welt,
    vielleicht würde ich aus mir herausfahren
    und würde frei…

    Laura

  • Sichtbarkeit für Minderheiten in Krisenzeiten

    Sichtbarkeit für Minderheiten in Krisenzeiten

    Wir leben in bestürzenden Zeiten. Zeiten der MAGA (Make Amerika Great Again) Bewegung, die neben einer rein kapitalistischen Wirtschaftspolitik ohne soziale Korrektive, vor allem auch den Hass auf anders Denkende und Seiende, ob LGBT+, People of Colour, MigrantInnen schürt. Das führt in den Staaten dazu, dass diese Menschengruppen aus dem öffentlichen Bild und auch aus dem Diskurs verschwinden.

    Auf einmal sind Homosexuelle und Migranten Schuld an dem wirtschaftlichen Abschwung und den Problemen auf der Welt. Ja letztlich auch an den Kriegen. Das ist natürlich alles gelogen und bedient doch die rechten Narrative. Vor allem in den sozialen Medien.

    Ein Beispiel dazu: In den letzten Tagen wurde darüber berichtet, dass zwei Afghanische Bürger, die nach Deutschland ausgeflogen werden sollten sich angeblich im Duty free Shop verbummelt haben sollen. Sie haben die Maschine verpasst und wurden später auf Kosten der BRD mit einem Linienflug ausgeflogen. Diese Geschichte ging viral. Tatsächlich war das aber gelogen. Richtig ist, dass eine der Personen schwerbehindert ist und ein Rollstuhl für den Flug fehlte und die Person gar nicht mitgenommen werden konnte. Im übrigen handelte es sich bei den Menschen um Menschen, die als Journalisten in Afghanistan verfolgt wurden.

    Die Reaktionen in den sozialen Medien waren Hass getrieben und führen in der Folge dazu, dass Menschen das Gefühl bekommen sich verstecken zu müssen.

    Nun mag man meinen MAGA sei ein amerikanisches Problem. Ist es nicht. Denn die damit verbundene Geisteshaltung ist längst auch in unserer Gesellschaft angekommen. Die unverständlichen Wahlerfolge der AfD zeigen dies. All das führt dazu, dass man sich für sich selbst rechtfertigen muss, oder man auf Tauchstation geht. Mengenmäßig fallen Menschen wir wir überhaupt nicht ins Gewicht und trotzdem sind wir wichtig für eine offene Gesellschaft. Einer Gesellschaft, die ein Angebot ist, sich zu zeigen und in Freiheit zu leben.

    Ich rufe daher alle auf sichtbar zu werden oder sichtbar zu bleiben. Ob das CSD-Partys sind, oder einfach der Mut mit einem bunten Hemd in die Firma zu gehen und sich Fragen ehrlich zu stellen.

    Seid mutig und bleibt sichtbar, in Sprache, Blogs, Fotografien, Diskussionen und Demonstrationen.

    Laura

  • Portolan des Lebens

    Portolan des Lebens

    Unendlich
    die Karte
    unseres
    Seins.

    Vielfältig
    all die Häfen
    all die Küsten
    all die Inseln
    all Menschen
    die uns begegnen.

    Manche
    habe ich schon
    besegelt
    Manche Gewässer
    Manche Untiefen
    erforscht.

    Auf einer Insel
    dort am Strand
    fand ich Dich.

    Wir haben uns
    in ruhige Häfen
    retten können
    Haben auf tosender See
    gesegelt
    einander gehalten
    in stürmischen Zeiten.

    Immer konnten wir
    vertrauen
    dem Portolan
    des Lebens.

    Laura

  • Schlange

    Schlange

    Wenn die Schlange
    sich häutet
    gebiert sie sich selbst
    zu einem neuen Ich.

    Wenn ich mich häute
    brechen nur hervor
    die alten Wunden
    der nicht erfüllten Sehnsucht
    nach der Frau in mir.

    Laura

  • Abgestellt

    Abgestellt

    Nicht mehr zu gebrauchen
    abgestellt und weg geworfen
    allein gelassen und zurück geblieben.

    Nicht mehr mitgekommen in der Zeit
    abgelehnt und abgeschüttelt
    einsam und allein in kalter Welt.

    Substanzlos geworden
    impotent und unsichtbar
    gestrandet und gescheitert.

    Tastende Hände
    in schlingendem Sumpf.

    Doch dann Deine Stimme
    mit wärmenden Klang:

    „Na…?“

    Laura

  • Laura

    Laura

    Laura, Du entschwindest mir,
    Du wirst dünner in mir,
    wie ein Nebelhauch,
    der vergeht und vom Wind zerrissen wird.

    Ich verliere den Kontakt zu Dir,
    Du wirst weniger, 
    da wo Du standest ist nun wieder ein 
    leerer Raum.

    Die Fülle, Deiner Präsenz, 
    Deine Zartheit und Deine Gewalt,
    das schwindet mir.
    Wo bist Du? Was geschieht?

    Und warum bist eigentlich immer Du es
    die mich bestimmt…
    warum bist Du es, die entscheidet…
    Du machst mich müde Laura. 

    (dieser Text stammt aus 2013 und war Teil meines damaligen Blogs. Inzwischen ist Laura immer wieder zu mir gekommen und letztlich auch geblieben. Mal mehr, mal weniger. Natürlich ist sie doch ein Teil von mir, ist sie doch mein Ich. Wir sind untrennbar verbunden. Wenn sie laut in mir ist, bin ich mit meinen Gefühlen im Reinen und das ist gut so…)

  • Glück

    Glück

    Wenn ich mit meiner Kutsche durch Transland reise, und hinten in dem Gefährt das Geschirr leise klingelt, dann schaue ich gern meinem treuen Pferd zu, dass mich nun schon einige Jahre durch dieses seltsame Land zieht.
    Dann denke ich darüber nach, was wohl Glück ist.
    Es muss schon was tolles sein, dass alle Menschen sich so sehr danach sehnen. Vielleicht ist es so eine Art emotionales Edelmetall. Vielleicht ist es eine Erwartung, oder ein Ziel, eine Hoffnung. Mag sein, es ist ein Vogel, der immer davon fliegt, wenn man nach ihm greift.
    Insofern finde ich eigentlich die Frage: „Bist Du glücklich?“ seltsam.

    Eigentlich will man wissen, ist das Leben mit mir ok? Erträglich?

    Was ist es also dieses Glück, diese so erstrebenswerte goldene Vlies? Nur ein Neuronentanz? Nun den könnte man ja vielleicht auch mit LSD…

    Ist Glück der sanfte Kuss, die Umarmung? Ein Glas Bier (alkoholfrei) nach der Sauna? Ich glaube Glück ist wesentlich weniger als unsere Erwartungen.
    Glück ist für mich der Zauber des Augenblickes. Ein Duft, ein Ton, ein Händedruck, ein Sonnenstrahl und Dein Lachen.
    Kommt schnell und ist noch schneller vorbei. Unsere Aufgabe ist es diese Augenblicke zu sammeln und bewusst zu sein.

    Und wenn Du am Abend beim Ausziehen auch nur eine einzige Glücksperle in Deiner Hosentasche hast, dann war es ein guter Tag.

    Laura

  • Weiberfastnacht – Karneval

    fröhliche Genderdiversität, Karneval

    Heute ist Weiberfastnacht und selbst in Münster bricht der Karneval aus. Gebürtig komme ich aus einer Gegend in der Karneval nicht gefeiert wurde. Aber ich mags. Vor allem mag ich das auf Karneval ungestraft die Gendergrenzen verwischt werden könnnen. Das finde ich schön. Kann man sich ein wenig ausprobieren und das schlimmste ist, dass einen die Menschen witzig finden.

    So nutze ich immer gern die Tage meine eigenen Grenzen ein wenig auszudehnen.

    Was mich etwas stört ist die alkoholische Druckbetankung. Nach wenigen Stunden ist der Abstand zwischen mir und den anderen Feiernden so groß, dass man nicht mehr miteinander reden kann.

    Aber bis dahin ist es nett. Dann also mal fröhliches Helau und viel Spass beim Karneval.

    Laura

  • Auf Kurs

    Auf Kurs

    Auf Kurs
    Auf hoher See
    weiß man schnell
    mit Kompass, Sextant, Radar und List
    wo mit seinem Schiff man ist.

    Fidgi, Mauritius,
    vielleicht nur Helgoland
    sind also Orte wohlbekannt.

    Ansonsten ists im Leben schwerer
    zwischen den Polen
    auf stürmschen Seelenmeer
    gibt das alte Handwerkszeug
    nicht mehr viel her.

    Hilft mir hier Dein Blick?
    Hilft hier das innere Gefühl?
    Besinn Dich auf das Innerste
    und auf Deinen tiefsten Kern,
    dann ist der Kurs bestimmt nicht fern.

    Laura

  • Anleitung zum Unglücklichsein

    Viele Menschen sind ausgesprochen glücklich und sehnen sich danach einmal etwas anderes zu erleben. Da kann geholfen werden. Hier also eine Anleitung zum unglücklich werden mit Erfolgsgarantie:
    – Sprich nicht über Deine Gefühle auch nicht mit Deinen Freunden oder Partnern
    – Habe zugleich die stillschweigende, unausgesprochene Erwartung, dass sie Dich verstehen.
    – Versage Dir über einen längeren Zeitraum Deine Wünsche.
    – Behandele Deine Freunde schlecht und sorge so für negative Situationen in denen Du Dich schlecht fühlen kannst.
    – Schlafe wenig.
    – Weise Einladungen Deiner Freunde zurück und genieße die Einsamkeit.
    – Ernähre Dich schlecht, vor allem Fastfood und schaue Dich bei Neonlicht im Spiegel an.
    – Suche Orte auf, an denen andere glücklich sind, geh aber allein dorthin und nehme keinen Kontakt zu anderen auf.
    – Achte auf blasse, farblose Kleidung und schau in den Spiegel mit dem Neonlicht.
    – Schminke Dich nicht und nimm Lebensmittel zu Dir, die unreine Haut machen.
    – Stoße Deine Partnerin/Partner vor den Kopf und bade angesichts der Reaktion in Selbstmitleid.
    – Perfektioniere Deine Fähigkeit zum Selbstmitleid.
    – Such Dir ein Lebensthema mit einer größtmöglichen Inkompatibilität zu anderen Menschen (ich wüsste da eins).
    – denke permanent über Deine Mängel nach, am besten schon vor dem Aufstehen.
    – trete direkt im Anschluss vor den Neonlichtspiegel.
    – Übe intensiv das Gefühl wertlos zu sein und teile das bei jeder Gelegenheit Deinem Partner/Deiner Partnerin mit.
    – Überzeuge Deinen Partner/Deine Partnerin davon schlecht gewählt zu haben, als sie Dich wählten.
    – Weide Dich an den zunehmenden Zweifeln Deiner Partnerin/Deines Partners und an den genervten Reaktionen.
    – Beziehe jede Stimmungsschwankung in Deiner Umgebung auf Dich.
    – Genieße das Selbstmitleid.
    – Bewege Dich niemals an der frischen Luft, schon gar nicht in der Natur.
    – Stelle Dich lieber in den Slums Deiner Stadt an ein brennendes Ölfass und schau dort auffällig in Dein Portemonnaie.
    – Genieße das Gefühl ausgeraubt zu werden.
    – Versuche Dich bei jeder Gelegenheit selbst zu hassen. Anfangs ist das nicht leicht, weil Du Dir einbildest Qualitäten zu haben.
    Aber das vergeht.
    – Tu nie etwas für andere.
    – Helfe niemandem
    – glaube nicht an Gott
    – Vor allem bete nicht.
    Übe all dies über ein paar Wochen, Du wirst sehen – es wirkt.

    Laura